Kennst Du dieses Gefühl auch? Du hast Gedanken an einen anderen Menschen, die Dich sehr belasten und Du wirst diese einfach nicht los. Du hast schon vieles ausprobiert, doch ohne Erfolg. Diese Gedanken hindern Dich vielleicht auch unbewusst, wichtige Schritte in Richtung einer notwendigen Veränderung zu tun.
Ein Gedanke, der mich im Jahre 2007 lange nicht losliess resp. den ich lange nicht verarbeiten konnte, war der Tod meines Vaters. In meinen Blogartikel Job verloren, was nun, habe ich u.a. darüber geschrieben. Damals war sehr viel passiert. Ich funktionierte nur noch und verdrängte die Trauer. Dies rächte sich, indem ich schlecht schlief und ab und zu etwas wie eine Atemnot verspürte.
Es musste endlich etwas geschehen, denn so wollte ich nicht weitermachen. Zu diesem Zeitpunkt, als ich offen war, etwas zu ändern, kam ich mit der Briefeschreibetechnik in Berührung. Jemand erzählte mir, dass ich das Foto meines Vaters nehmen solle und ihm einen Brief schreiben. Ich solle alles raus lassen, was mir nicht gepasst hat in unserer Vater-Tochter Beziehung. Also probierte ich es auch. Ich nahm das Foto und fing an zu schreiben „Caro Papà …“ (Lieber Papi). Wut und Trauer kamen auf und ich stand vor einem Tränenmeer. Der Brief war einige Seiten lang. Als ich fertig war, legte ich diesen vorerst zur Seite und spürte nach ein paar Tagen eine kleine Erleichterung.
Das war jedoch erst der erste Teil der Übung im emotionalen Prozess. In einem zweiten Schritt war die Idee, das Foto nochmals zu nehmen und einen zweiten Brief zu schreiben. Dieses Mal sollte alles aufgezählt werden, was man an dem Menschen geschätzt hat. Somit nahm ich das Foto wieder, setzte mich hin, fing wieder an mit „Caro Papà“ und schrieb alles Positive auf, wofür ich meinem Vater dankbar war und was ich an ihm schätzte. Als dieser Schritt getan war, nahm ich die Briefe, ging an einen Platz, wo er sich gerne aufhielt, und verbrannte beide Briefe als ein Abschiedsritual. Es tat sehr gut. Endlich hatte ich Frieden mit ihm und mit mir selbst. Die belasteten Gedanken verschwanden ebenfalls.
Diese Methode mit Briefeschreiben kannst Du übrigens auch anwenden, wenn die Person noch lebt. Du kannst im ersten Brief alle negativen Gefühle aufschreiben und loswerden. Dann nach ein paar Wochen schreibst Du einen zweiten Brief an diese Person und erwähnst die positiven Aspekte und was Du an der Person geschätzt hast. Danach ist es Dir überlassen, was Du für ein Abschiedsritual machen möchtest. Ganz wichtig jedoch: Verschicke den Brief NIE an die Person!
Ich möchte Dir eine andere persönliche Geschichte erzählen, wo ich diese Methode angewendet habe. Ich war lange alleine und mein Wunsch war es, meinen Traumpartner zu finden. Da sagte mir mal jemand, dass ich einen Brief an mich selbst schreiben solle und darin erzählen, dass ich meinen Traumpartner gefunden habe. Ich solle ihn beschreiben, wie er aussieht, wie sein Charakter ist, wie er mit mir umgeht etc. Diese Idee fand ich toll. Somit ging ich zuerst in die Papeterie und kaufte mir ein schönes weisses Briefpapier mit Herzen. Dann schrieb ich diesen Brief an mich und beschrieb meinen zukünftigen Lebenspartner. Danach legte ich den Brief auf die Seite und liess den Wunsch los. Man soll sich ja nie auf etwas verkrampfen, sondern den Gedanken dann loslassen und es geschehen lassen. Tatsächlich begegnete ich ihm nach ca. einem Jahr und würde sagen, dass er 85 % der gewünschten Eigenschaften hatte. Er war sehr lange mein Lebenspartner, d.h. für die Jahre, die wir füreinander bestimmt waren, bis sich unsere Wege freundschaftlich trennten. Übrigens, auch bei einer Trennung kann man diese Methode anwenden. Sie ist sehr effektiv.
Was sind Deine Erfahrungen? Kennst Du noch andere Fälle, wo man diese Briefeschreiben-Technik anwenden kann oder hast Du diese bereits mal angewendet?
Herzlichst,
Giovanna